Jahressymposium 2017
Im Golf Resort Achental, Grassau
Im Golf Resort Achental, Grassau
Das Vormittagsseminar mit Dr. med. Jörn Reckel war wie in den Vorjahren höchst interessant. Die Qualität dieses Seminars zeigt sich auch daran, dass sich die Teilnehmerzahl immer mehr an die Gesamtteilnehmerzahl der ganzen Tagung annähert. Wie wir schnell bemerkt haben, ist ein Jahr im Bereich der Mikrobiom-Forschung ein sehr langer Zeitraum. Einiges hat sich geändert.
Dr. Reckel stellte seine aktuellen Therapiekonzepte vor. Im Vergleich zum Vorjahr legt er jetzt größeren Wert auf die Säurekonzentration des Magens. Zum Einsatz kommen jetzt vermehrt rechtsdrehende Milchsäuren. Die Therapie wurde Xifaxan modifiziert: kürzere Dauer und höhere Dosis. Verdauungsenzyme werden sehr viel länger als bisher eingesetzt. Obwohl die messbaren Parameter der Pankreas unauffällig sind, profitieren die Patienten bei der Restitution ihres Mikrobioms sehr von dieser Behandlung. Sehr lesenswert ist der Teil der Präsentation, der sich mit den negativen Folgen der Antibiotikabehandlung und der Protonenpumpeninhibitoren beschäftigt.
Die eigentliche Tagung begann am Freitagnachmittag in bewährter Weise mit unserem Spiritus rector Professor Dr. med. Armin Heufelder.
Er zeigte seine aktuelle Auswahl interessanter Artikel und Studien. Hier lohnt auch für die Teilnehmer der Tagung noch ein Blick in die Präsentation, da im Hinblick auf die stets knappe Zeit nicht alle Charts gezeigt werden konnten.
Im Anschluss berichtete Dr. rer. nat. Günther Stoll vom Selen-Weltkongress 2017 aus Stockholm. 2 Highlights: ein neuer Marker zur Messung des Selenspiegels ist sehr stark im Kommen, das Selenoprotein P. Mittlerweile wurde belegt, dass Selen die Empfindlichkeit der Tumorzellen auf Chemotherapeutika erhöht. Der Mechanismus ist entschlüsselt worden.
Der Freitag endete mit einem Vortrag von Dr. Sebastian Edtinger, Chefarzt des Bärenhofes aus Bad Gastein. Sein Thema war: Prävention von Sehnenproblemen – Arthrosen – Osteoporose: Was gibt es Neues? Er stellte die aktuelle Datenlage dar und berichtete über die neuesten therapeutischen Ansätze. Für viele war der Einsatz von „ACP“ (autologem konditionierten Plasma) neu, auch die Dauertherapie mit Enzymen im Leistungssport ist interessant. Dass die HRT eine knorpel-protektive Wirkung hat, ist zwischenzeitlich von Professor Christiansen aus Dänemark belegt worden.
Vor vollbesetzten Rängen startete der Samstag mit dem unverzichtbaren Hormon-Update von Professor Dr. Heufelder: wie immer eine kompakte Zusammenfassung aller wichtigen internationalen Studien des vergangenen Jahres. Es ist mittlerweile zu einer vollständigen Kehrtwende bei der HRT gekommen, diese ist wieder en vogue und etabliert. Viele Informationen zur ART bei Frauen und Männern, Tipps zur Therapie während der Perimenopause und zum Einsatz von Progesteron bei Männern rundeten den höchst praxisrelevanten Vortrag ab.
Einige haben sich sicherlich gewundert, dass wir ganz gegen unsere sonstigen Gepflogenheiten die Vertreterin einer Firma zu einem Vortrag über ihr Produkt eingeladen haben. Jedoch schien uns das Produkt, um das es geht, für unseren Kreis so interessant, dass wir Informationen aus erster Hand haben wollten. Die Referentin Frau Dr. rer. nat. Cornelia Rosner aus Gauting berichtete über die wissenschaftlichen Hintergründe ihres Medizinalpilz -Extraktes. (Kleiner Tipp: eigene Versuche bei zum Beispiel so lästigen und hartnäckigen Dingen wie Aphten zeigten hervorragende Ergebnisse.)
Nach dem Mittagessen ging es mit Professor Heufelder weiter. Die Präsentation ist höchst lesenswert, da über recht seltene Dinge berichtet wurde. Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf das molekulare Jod richten, dass von seiner therapeutischen Potenz her völlig unterschätzt wird.
Einer der Höhepunkte der Tagung war sicherlich der anschließende Vortrag von Professor Dr. Dr. Dr. med. habil. Hatt aus Bochum. Professor Dr. Hatt führt einen Lehrstuhl für Zellphysiologie mit über 40 Mitarbeitern. Die Ruhruniversität Bochum hat mit ihm eine der weltführenden Forschungsgruppen zum Thema Geruch. Jede Zelle hat Geruchsrezeptoren, es handelt sich im Prinzip um allgemeine Chemosensoren. Beim Riechen und Schmecken spielt der N. Trigeminus eine sehr große Rolle. Der N. Trigeminus ist der Warn- und Schmerznerv, der auf niedrigste Konzentrationen reagiert. Menthol, Campher oder Chili werden alle über den N. Trigeminus wahrgenommen. In diesem Stil ging es weiter durch die gesamte Geruchsphysiologie des Menschen. Neueste Forschungsergebnisse auch aus dem Bereich der Pheromone wurden präsentiert. Wussten Sie, dass der Embryo bereits ab der 26. Schwangerschaftswoche intrauterin riecht und die gleichen Emotionen abspeichert, wie die Mutter? Eine spannende Diskussion schloss den Vortrag ab, Professor Hatt empfahl zum Schluss, mehrmals am Tag 2 Minuten das Riechen zu üben.
Der Sonntag begann mit einem ernährungsmedizinischen Update zum Thema Fettleber von Prof. Dr. Nicolai Worm, München. Professor Worm hat zu dem Thema aktuell ein Buch geschrieben, er ist langjährig als Autor von ernährungsmedizinischen Themen bekannt. Er rekapitulierte den Fett und Leberstoffwechsel und stellte die letzten epidemiologischen Daten dar. Es gibt einen gratis aus dem Internet herunterladbaren Rechner zur Bestimmung des Fettleberrisikos: www.giorgiobedogni.it/varie/flicalc.xls . Zur Therapie der Adipositas bei Fettleber empfahl Dr. Worm eiweißbetonte Formeldiäten. (Unsere langjährigen Mitglieder, die Dr. Pape kennen, hatten hier viele Déjà-vus Erlebnisse.)
Der folgende Vortrag von Dr. med. Michael Zellner, Chefarzt der Abteilung Urologie der Johannesbad Fachklinik Bad Füssing zum Thema Prävention urologischer Tumore schlug einem weiten Bogen von unterhaltsam vorgetragener satirisch-bissiger Gesellschaftskritik bis zu konkreten Präventionsempfehlungen, wo es vorrangig auch um eine ausreichende Versorgung mit den wichtigsten Mikronährstoffen ging. Ein kleines Beispiel: ausgehend von den Vorschriften für die Ernährung von Laboraffen: “Der Aff bekommt mehr Vitamine als I.“
Zum Abschluss des Vortragsprogramms stellte Professor Heufelder wie in den Vorjahren einige interessante Kasuistiken vor, die manche Überraschung bereithielten. So entpuppte sich eine nur sehr schwer zu behandelnde Hyperthyreose bei einem jungen Mann als eine durch einen Hodentumor ausgelöste beta-hCG stimulierte Hyperthyreose, an die man sicherlich nicht so ohne weiteres denkt.
Termin |
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13. – 15. Oktober 2017 | Workshop 13. Oktober 2017
Referent Herr Dr. med. Jörn Reckel |
Veranstaltungsort |
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Golf Resort Achental
Mietenkamerstraße 65 |
Programm / Referentenvorstellung |
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Programm Jahressymposiun (PDF 156 kb) Information zu unseren Referenten (PDF 579 kb) |